Spatenstich für den Heilwald


Der Lebensbereich Wald als Ort der Prävention und Heilung


An der Spitze der Gästeschar fand sich Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner am 1. Juli 2020 zum Spatenstich für den „Kur- und Heilwald“ in Senftenberg ein. Die Marktgemeinde Senftenberg und das Nuhr Medical Center schaffen gemeinsam auf einer Fläche von rund 6.500 Quadratmetern einen öffentlich zugänglichen Waldpark für Einheimische, Patienten des Medical Centers und Touristen.

 

Kraft des Waldes nutzen


Den Lebensraum Wald und sein Ökosystem als gesundheitsfördernden und heilsamen Erfahrungsraum zu nutzen, ist das Ziel des Projekts. Auf unterschiedlichen Therapiestationen gibt es die Möglichkeit den Wald zu genießen und selbst die heilsame Wirkung zu entdecken und dabei Stress abzubauen. Begleitet wird dieses Projekt wissenschaftlich vom IMC Krems, war doch Dr. h.c. Mag. Heinz Boyer ein Ideengeber dieses Projektes. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner wies in ihren Worten auf die Wichtigkeit der Zusammenarbeit von Unternehmerinnen und Unternehmern und Gemeinden hin. „An diesem Projekt sieht man, was ein gutes Zusammenspiel zwischen der Gemeinde und einem Unternehmen für eine Region an Chancen eröffnet“, so Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. „Das gelebte Miteinander auf regionaler Ebene, mit Unterstützung des Landes Niederösterreich ist ein Garant für die erfolgreiche Entwicklung einer Region.“

 

Preisgekrönt von der Dorf- und Stadterneuerung


Die Gemeinde Senftenberg hat beim Ideenwettbewerb NÖ Dorf- und Stadterneuerung der NÖ.Regional für den „Gesundheitswald und Therapiewald“ eine Auszeichnung erhalten. Die Geschäftsführerin der NÖ.Regional, Christine Lechner, zeigt sich erfreut über den Start der Umsetzung dieses Projektes. „Es ist schön zu sehen, wenn ein Projekt, welches durch die NÖ.Regional bei der Entwicklung begleitet wurde, in die Tat umgesetzt wird“ so Lechner.

 

Projektbeschreibung


Ziel des Projekts „Heilwald“ ist eine ergänzende Möglichkeit zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung der seelischen, geistigen und körperlichen Gesundheit des Einzelnen. Die Gemeinde Senftenberg möchte dadurch an das bestehende Angebot des Nuhr Medical Centers anknüpfen und für BewohnerInnen der Gemeinde und der näheren Umgebung sowie natürlich auch für Gäste des Nuhr Medical Centers einen österreichweit einzigartigen Mehrwert zur Förderung der Gesundheit bieten. 

Durch die Anbindung an den Weitwanderweg Kremstal-Donau und in das örtliche Wandernetz soll zusätzlich der örtliche Tourismus gestärkt werden.    

Unter enger Zusammenarbeit mit der Marktgemeinde Senftenberg, Univ.-Doz. Dr. Martin Nuhr vom Nuhr Medical Center und dem IMC Krems wurde ein Umsetzungskonzept für den Heilwald erarbeitet. Der Heilwald in Senftenberg soll als erster seiner Art in Österreich nach jenen Kriterien zertifiziert werden, nach denen auch der erste Kur- und Heilwald Europas, in Mecklenburg-Vorpommern, klassifiziert wurde. 


Regionalwirtschaftliche Aspekte


Der Wald ist Namensgeber uns essenzielles Identifikationsmerkmal des Waldviertels und ist somit nicht nur eines der prägendsten Elemente, sondern er gehört auch zu den wichtigsten Ressourcen. Durch das Projekt sollen therapeutische Maßnahmen in dieses wichtige Ökosystem integriert werden und eine Zertifizierung als erster österreichischer Heilwald erfolgen. Dadurch soll in der Region Senftenberg ein Vorzeigeprojekt entstehen, welches im Schnittpunkt von Bevölkerung, Gesundheit und Forschung liegt und die Region auch als touristisches Gebiet stärken soll. Die Ausführung wird durchwegs an regionale Firmen vergeben.


Ökologische Aspekte


Das Projektgebiet liegt an einem Südhang in Senftenberg und wurde schon seit Jahrzehnten forstwirtschaftlich genutzt, wie auch die angrenzenden, weitläufigen Flächen im Norden und Osten. Der im Westen angrenzende, sonnenexponierte Hang weist noch die Terrassierung der ehemaligen Weinbewirtschaftung auf. Sowohl die Weinterrassen, als auch die großen Waldgebiete sind für die Region typisch und stellen essenzielle Elemente des Projektes dar. Der im Nahbereich des ehemaligen Weinkellers angelegte Obstgarten soll ebenfalls Teil des Therapiewaldes werden. Die offenen Weinterrassen werden nur randläufig integriert (Aussichtspunkt über das Kremstal). Die für die Projektumsetzung notwendigen Eingriffe werden auf ein Minimum reduziert und werden großteils händisch und für den Wald(-boden)  schonend durchgeführt.

In dem bestehenden Waldgebiet sollen verschiedene Wege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden errichtet werden. Zusätzlich werden unterschiedliche Stationen errichtet, die einen längeren Aufenthalt im Wald ermöglichen und so den positiven Effekt des Waldes auf Körper und Psyche verstärken sollen. Folgende Bereiche werden daher umgesetzt: Hauptweg, Stufenweg, Ruheplatz, Kraftplatz, Aussichtsplattform und Obstgarten.

 

Die Waldtherapie


Die Waldtherapie ist eine forschungsbasierte Methode im Rahmen der neuen Naturtherapien, die darauf abzielt, das Lebens- und Ökosystem Wald angeleitet und begleitet durch fachlich geschulte ExpertInnen (WaldtherapeutInnen, Wald-GesundheitsberaterInnen) als gesundheitsfördernden und heilsamen Erfahrungsraum zu nutzen. Während eines Aufenthaltes im Wald soll der Mensch mit all seinen Sinnen angesprochen werden. Das Waldklima zeichnet sich durch zahlreiche gesundheitsfördernde Elemente, wie zum Beispiel reine Luft, hohe Luftfeuchtigkeit, niedrige Lufttemperatur und spezielle Lichtverhältnisse, aus. Dieses Klima führt zur Entlastung der Atemwege, Verbesserung der Stimmung und hat daher eine nachgewiesene positive Wirkung auf die Psyche und die körperliche Leistungsfähigkeit. 

Die vielfältigen, salutogenen Einflussmöglichkeiten, die der Wald und das Walderleben für den Menschen als Ganzen in seinen körperlichen, emotionalen, kognitiven und sozialen Dimensionen bieten, sollen die Gesundheit kräftigen. Bei Menschen aller Altersstufen, in den unterschiedlichsten Lebenssituationen aber auch als Heilbehandlung bei verschiedenen Krankheitsbildern wie psychischen und psychosomatischen Störungen kommt die Waldtherapie zum Einsatz. 

Ein weiterer wesentlicher Aspekt gerade bei Menschen in der Rehabilitation, z.B. nach Unfällen oder orthopädischen Eingriffen oder Menschen mit chronischen Schmerzen, werden oftmals von Erkrankungen wie z.B. Depression oder Angststörung begleitet aber auch Patienten mit Spätfolgen neurologischer Erkrankungen profitieren im Rahmen ihrer Therapie von der Waldtherapie. Aber nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Kindern und Jugendlichen in schwierigen Situationen oder bei Verhaltensauffälligkeiten kann die Waldtherapie zur Bewältigung unterstützend beitragen und einen pädagogischen Zweck erfüllen.

Ziele


Die Zertifizierung des Heilwaldes (Heilwald nennt man die höchste Stufe eines Therapiewaldes). 
Errichtung einer ergänzenden Möglichkeit zur Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung der seelischen, geistigen und körperlichen Gesundheit des Einzelnen. 
Starker Beitrag zur Positionierung Niederösterreichs als medizinisch/therapeutisches Vorzeigeland.
Steigerung des Gesundheitstourismus der Region, im Waldviertel und in NÖ.
In Zusammenarbeit mit dem IMC Krems wird die Ausbildung zum Waldtherapeuten geplant.
Ausbau der medizinisch/therapeutischen Kooperationen mit Land NÖ, Universitäten, Vorsorgeeinrichtungen, Gesundheitszentren uvm.
Das Projektgebiet befindet sich in einem Waldgebiet, welches als solches erhalten bleibt. Die notwendigen Wege werden nicht versiegelt, da der Waldboden mit seinen natürlichen Unebenheiten Teil des Therapieansatzes ist (u.a. Schulung der Sensomotorik). Zusätzliches Mobiliar (Bänke, kleine Balanciergeräte usw.) werden aus heimischen Materialien hergestellt (Holz, Stein).  
Die Anlage wird als wesentlicher Bestandteil in einzelne Therapiekonzepte integriert werden. In den verschiedenen Bereichen soll über das Thema Gesundheit informiert und zur aktiven körperlichen Betätigung unabhängig vom Alter motiviert werden.
Die Erfahrung der Bewegung im Freien bzw. die positiven Auswirkungen daraus, sollen auch über den Aufenthalt hinaus nachwirken und so auch „zuhause“ zu mehr Bewegung bzw. einem Wiederholungsbesuch des Therapiewaldes animieren.
Das Areal wird öffentlich zugänglich sein (kein eingezäunter Wald), wobei es durch eine angepasste Wegeführung dennoch zu keiner Ruhestörung der einzelnen Zielgruppen kommen soll. Die Gesamtanlage soll auf keinen Fall zu einer „abgeschlossenen Anlage“ ohne Frequenz verkommen.
Durch entsprechende Gestaltung der „Therapiemöglichkeiten“ soll ein Anreiz zur Bewegung im Freien geschaffen werden. Ebenso ist die enge Zusammenarbeit mit Schulen und Vereinen geplant.
Der Wald bleibt trotz der baulichen Maßnahmen möglichst natürlich und unverändert. Das Wegesystem und die Stationen werden gelände- und vegetationsangepasst festgelegt und bestandsschonend errichtet.
Der künftige Heilwald wird von April bis Oktober für alle Besucherinnen und Besucher frei zugänglich sein. Dies bietet der Gemeinde die einmalige Möglichkeit, das Gesundheits- und Freizeitangebot in der Region zu erweitern.